Kreditkarten und Buchgeld
15. November 2010Der Weg zu Überwachungsstaat und perfekter Diktatur
Immer häufiger kommt heute die Forderung nach elektronischem Geld, oder einer Kartenwährung. Dieses Zahlungsmittel wird dabei immer als besonders modern dargestellt, während die herkömmlichen Scheine und Münzen als altmodisch und unbequem verunglimpft werden. Hier stellt sich die Frage, ob diese Annahme berechtigt ist und ob Kartengeld wirklich einen Fortschritt oder vielleicht doch eine Gefahr darstellt?
Geld und Geldforderungen
Zuerst sollte einmal geklärt werden, was überhaupt Geld ist. Am Anfang der Anlageformen steht das Bargeld. Bargeld ist gewissermaßen die Grundform der Geldanlagen, auf welche alle anderen aufbauen. Damit ist Bares von vornherein die liquideste Anlageform mit dem schnellsten Zugriff. Hier lohnt es sich, sich darüber klar zu werden, was der entscheidende Unterschied zwischem Bargeld und damit aufgebauten Geldforderungen darstellt.
Den wenigsten Menschen ist der Unterschied zwischen Geld und Geldforderungen bekannt. Geld sind die Scheine und Münzen, gegen die im Laden Waren gekauft werden können. Geldforderungen sind auf dem Papier oder im Computer verbuchte Guthaben und werden deshalb auch Buchgeld genannt. Unter Geldforderungen fallen demnach alle Anlageformen wie Anleihen, Schuldverschreibungen, Sparbuch, Kreditkarten und auch das Girokonto. Geld ist ein Dokument, welches die Kaufkraft verbrieft. Geldforderungen sind Versprechen des Geldinhabers, dieses wieder zurückzuzahlen. Wird dieses Versprechen gebrochen, so verliert die Geldforderung ihren Wert. Eine Anleihe eines bankrotten Staates beispielsweise ist genauso wertlos wie das Girokonto bei einer bankrotten Bank. Die für die Wirtschaft entscheidende Größe sind nicht die Zahlungsversprechen, sondern die verbrieften Rechte. Wichtig ist, daß Geldforderungen zwar den Zahlungsverkehr erleichtern, beispielsweise indem Beträge überwiesen werden können, statt umständlich transportiert zu werden, jedoch keinen Einfluß auf den Preisstand und damit auf die wirtschaftliche Entwicklung haben. In einer empirischen Untersuchung der Gesamthochschule Siegen wurde erkannt, daß nur das umlaufende Bargeldvolumen einen Einfluß auf die Preisentwicklung hat, sich jedoch keine Korrelation zum Sichtguthaben finden ließ.
Bestandteile des Buchgeldes
Aus was bestehen überhaupt die Geldforderungen oder das Buchgeld? Dieses scheinbare Geld besteht aus zwei Komponenten: Einmal einem Guthaben und zum zweiten einem gleichgroßen Kredit. Durch Einzahlungen von Bargeld bei einer Bank und weiterverleihem von diesem, entstehen gebuchte Durchlaufposten, das Buchgeld. Der gleiche Geldschein kann nun, nachdem die Bank die Banknote wieder verliehen hat, mehrmals im Geldkreislauf bei einem Kreditinstitut gebucht werden, womit die Beträge des Buchgeldes größer werden, als das der Grundlage Bargeld. Wie gezeigt wurde, läßt sich jedoch aus dem Anstieg des Buchgeldvolumens keineswegs eine Korrelation zum Preisniveau, wie dies bei einer Vermehrung der umlaufenden Bargeldmenge der Fall wäre, zeigen. Dies kann auch rein logisch erklärt werden, da die Beträge von Buch-Guthaben und Buch-Krediten immer gleich groß sind und gegeneinander aufgerechnet den Betrag 0 DM ergeben. Es besteht also keinerlei Größe, welche auf ddie Wirtschaftsentwicklung wirken könnte. Der Fehler, der in disem Zusammenhang oft gemacht wird, besteht darin, daß allein die Bestände von Buchgeld und Barem verglichen werden und daraus geschlußfolgert wird, daß Bargeld heute unwichtig sei. Vergessen wird jedoch, daß jedes Giralgeld immer eine Forderung auf Bargeld darstellt und früher oder später wieder zu diesem wird. Auch kann das eingezahlte und gebuchte Geld nur von einer Person benutzt werden, etweder vom Einzahler oder von der Bank oder vom Kreditnehmer, es findet also keine Ausweitung der Kaufkraft statt. (siehe Zitat Silvio Gesell)
„Das Giralgeld ist kein besonderes Geld. Es ist gewöhnliches Bargeld, das den Banken zur Aufbewahrung übergeben wird, mit dem die Banken bis zur Abhebung Privatgeschäfte machen. Über dieses Geld können nicht die Depositäre und die Banken gleichzeitig verfügen, sondern nur nacheinander. … Alle die Summen, die bargeldlos die Besitzer wechseln, lauten auf Bargeld. Sie wären sinn und inhaltlos, wenn nicht das bare Geld wäre, in das sie sich alle früh oder spät auflösen. Und so oft es der Gläubiger wünscht, muß der Schuldner das Giralgeld in Bargeld umsetzen. Darum nimmt mit der Entwicklung des bargeldlosen Verlehrs die Bedeutung des Bargeldes nicht etwa ab, im Gegenteil sie wächst mit dieser Entwicklung. Sie beweist, welche Wirkung es haben muß, wenn etwa der zum bargeldlosen Verkehr gehörige Kredit erschüttert wird, wenn das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Banken ins Schwanken gerät, und nun all die gewaltigen Summen … in Bargeld realisiert werden wollen. … Es genügt dann, daß im weiten Deutschen Reich eine einzige Bank versagt, um den bargeldlosen Verkehr unsicher erscheinen zu lassen und um dann alle die bargeldlosen Geschäfte dem Bargeld aufzubürden.“
Silvio Gesell, Die Natürliche Wirtschaftsordnung, S. 370f, 10. Auflage, Zitzmann Verlag, 1984
Die Behauptung aus Bankenkreisen, über die Unwichtigkeit von Bargeld heute und des Einflußes von Giralgeld ermangelt nach wie vor jeder Beweisführung. Dabei hat der Geldreformer Silvio Gesell diese Frage bereits vor 70 Jahren ausreichend beantwortet. Viel wichtiger als die Frage, welche Bedeutung Buchgeld in der Wirtschaft spielt, liegt in der Auseinandersetzung mit den Risiken dieses „Geldes“. Dabei ist die Funktionssicherheit des Buchgeldes wesentlich kleiner als das von Barem.
Unsichere Funktion
Welche herausragende Bedeutung Bargeld hat, haben Sie vielleicht schon erlebt, wenn Ihr Bankautomat, oder Ihre Geldauszahlung am Schalter gesperrt waren, weil der Computer keine Verbindung zum Zentralrechner hatte. Am 1. Dezember 1999 war das gesamte Zahlungssystem der Deutschen Bank durch einen Computerfehler lahmgelegt. Dadurch konnten vorübergehend 35 Mrd. Euro an Verpflichtungen nicht erfüllt werden. Schnell hätten sich, allein durch solch einen zufälligen Ausfall, Liquiditätsengpässe mit Bankenpleiten entwickeln können. In solch einem Fall könnten Sie weder Überweisungen vornehmen, noch über Ihr Vermögen verfügen. Dann würde jedem der Unterschied zwischem echtem Geld und daraus entstandenen Geldforderungen ins Auge springen. Die Losung lautete wieder: „Nur Bares ist Wahres“. Schon an dieser Stelle wird deutlich, daß die Geldforderungen immer ein Zahlungsmittel zweiter Klasse darstellen und erheblichen Risiken ausgesetzt sind. Alle Arten von Chipgeld, Netzgeld oder insgesamt Buchgeld sind immer mehr oder weniger fehleranfällig. Was wäre, wenn plötzlich die Elektrizität ausfiele, oder ein Computervirus das Netz lahmlegen würde? Dann müssen alle Zahlungen ausfallen, nur weil man sich auf ein angeblich „modernes“ Zahlungsmittel verlassen hatte.
Wer garantiert überhaupt für die Sicherheit des bargeldlosen Verkehrs? … Dabei geht es nicht um eine Abschaffung des an sich praktischen Giralgeldes beispielsweise für Überweisungen, sondern es geht darum, die Wahlfreiheit für den Bürger zu erhalten, wie er Zahlungen abwickelt: bar oder bargeldlos. Doch noch viel schwerwiegender ist die Gefahr, daß unsere Freiheit durch solch ein Geld völlig verloren gehen wird.
Verlust der Freiheit
Das Risiko besteht darin, daß alle Zahlungsvorgänge kontrolliert und überwacht werden können. Es kann jederzeit, auch im nachhinein, festgestellt werden, wer, wann, wo, was und für welchen Betrag gekauft hat. Damit lassen sich zutreffende Nutzerprofile erstellen, mit denen der einzelne genau kontrolliert werden kann. Auch besteht die Möglichkeit, das Konto systemkritischer Personen jederzeit zu sperren und so Druck auf die freie Meinungsäußerung auszuüben.
Weltweit sind verstärkte Bestrebungen im Gange, das Bargeld durch bargeldlose Systeme zu ersetzen. Besonders kritisch ist dabei die Verwendung von EC- und Kreditkarten für Zahlungsvorgänge anzusehen, weil damit alle Kaufvorgänge zentral gespeichert werden, womit der Kunde einer totalen Überwachung unterliegt. Man setzt zuerst auf kräftige Werbung, um das angeblich „moderne Zahlungsmittel“ im Volk beliebt zu machen. Mit Erfolg: Ende 1999 verfügte im Durchschnitt praktisch jeder Einwohner der Bundesrepublik über eine EC-Karte, oder eine Karte mit Zahlungsmittelfunktion. Innerhalb eines Jahres wurden die Karten um 19% mehr benutzt. Eine weitere Anstrengung, um die Bürger von der Chipkarte zu überzeugen geht in Richtung Jugendschutz. Mit dem Vorwand, den Zigarettenkauf von Jugendlichen einzuschränken, wollen die Mitglieder der Nichtraucherschutzinitiative im Bundestag die Zigarettenindustrie im Bundestag zwingen, ihre Automaten auf ein neues, bargeldloses System umzustellen. Denkbar sei dabei die Einführung spezieller Chip-Karten oder der Einsatz von Eurocheque- und Kreditkarten. Kaum ein Bundesbürger scheint sich allerdings Gedanken darüber zu machen, welche Macht er den Banken mit der Verwendung von EC-, Chip- oder Kreditkarten einräumt. Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Joachim Jacob, wies bereits darauf hin, daß auch aufladbare Geldkarten die systematische Überwachung der Personen erlauben. Der Benutzer lege Datenspuren über Zeit, Ort und ausgegebenen Betrag. Die Daten würden jahrelang gespeichert, und auf Knopfdruck könnten von jedem Kartennutzer exakte Verhaltens- und Kaufprofile erstellt werden.“ Des weiteren wiesen die Datenschützer darauf hin, daß das bargeldlose Bezahlen mit Karte Datenspuren hinterläßt. Wer zum Beispiel regelmäßig in einer Edelboutique einkaufe oder in einer Luxusherberge übernachte, die von der Mafia als Geldwäschanlage benutzt werde, könne schnell als Verdächtiger im Polizeiapparat registriert werden.
Die Überwachung gefährdet jeden
Viele Zeitgenossen verfallen dabei der Annahme, daß wer nichts auf dem Kerbholz habe, sich nicht vor Überwachung fürchten müsse. Dies ist jedoch ein gefährlicher Trugschluß: Wer definiert denn, was als staatsfeindlich gilt und was nicht? Es sind genau dieselben Personen, die auch das Überwachungsnetz betreiben. Was ist, wenn die Lebensumstände so drückend geworden sind, daß ein Leben nicht mehr möglich ist und es dann Gesetze gibt, welche vorschreiben, daß jeder seinen letzten Besitz an den überschuldeten Staat abgeben muß? Dann ist jeder staatsfeindlich und damit kriminell, der den Anweisungen nicht nachkommt, also nicht für die Bedienung der Schulden zu sterben bereit ist. Wer sagt denn, daß der Begriff „Kriminalität“ immer so gefaßt sein wird wie heute? Vielleicht wird jeder einmal zur Zwangsarbeit verurteilt, um die Verzinsung der Schulden sicherzustellen, und Flucht ist dann nicht mehr möglich. Was wäre, wenn beispielsweise die Mafia durch ihren großen Reichtum in die Macht des Überwachungsnetzes kommt und jeder „Schutzgeld“ abzuführen hat? Eine Erfahrung aus der Geschichte lehrt, daß alles was sich mißbrauchen läßt, auch irgendwann von irgendjemandem irgendwie mißbraucht werden wird. Ein Zurück gibt es dann nicht mehr, da diese Macht, die Herrschaft über jeden einzelnen Menschen zu jeder Zeit an jedem Ort, eine absolute ist. Es stimmt sehr bedenklich, daß der Gebrauch von Bargeld zunehmend eingeschränkt wird. Frankreich führte beispielsweise, unter dem Vorwand, die Geldwäsche zu bekämpfen, im Mai 2000 ein Gesetz ein, wonach Barzahlungen bei Geschäftsleuten nur noch bis 1500 DM und bei Privatleuten nur noch bis 6000 DM zulässig sein sollen. Die Entwicklung zum Überwachungsstaat, mit der Grundlage bargeldlose Währung, ist also sehr gefährlich und kann ganz schnell in einer perfekten Diktatur enden, gegen die kein Widerstand mehr möglich ist.
Bargeldlose Systeme sind abzulehnen
Eine wichtige Forderung an eine künftige stabile Währung ist deshalb die Anonymität. Bargeld stellt hier die bisher einzig praktikable Form eines Geldes dar, welches einmal sicher funktioniert und auch die Freiheit des einzelnen garantiert. Aus diesem Grund sind auch alle scheinbar alternativen Zahlungssystem abzulehnen, welche auf Buchgeld basieren, wie beispielsweise das Münchengeld, das W.E.G. des H.J. Klausner oder das Währungsmodell des Herrn Lietaer. Man vertreibt hier möglicherweise den Teufel Zinswirtschaft mit dem noch viel gefährlicheren Belzebub Überwachungsstaat. Bargeldloser Zahlungsverkehr erleichtert zwar manches, absolute Abschaffung von Barem ist jedoch sehr gefährlich. Möchten Sie in einem Land leben, in dem Sie ständig kontrolliert werden und in dem ihr konto gesperrt wird, sobald Sie Ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen? Daneben wäre dieses System so anfällig, daß schon jede kleinere Unregelmäßigkeit im Computernetz bereits die gesamte Wirtschaft und ihr Vermögen gefährden würde. Wollen Sie das, nur um ein angeblich „modernes Zahlungsmittels“ willen?
Bargeld ist Freiheit – alleiniges Buchgeld bedeutet Unterdrückungsstaat und Kontrolle!
„Geld ist ein Dokument, welches die Kaufkraft verbrieft.“
Bargeld „verbrieft“ nur die entsprechende Entstehung durch einen Kreditvorgang. Im übrigen werden die meisten „bargeldlosen Zahlungen“ trotzdem mit Zentralbankgeld getätigt (durch das Clearing über die Zentralbank). Zentralbankguthaben kann immer in Bargeld gewechselt werden – bei Giralgeld ist das nicht der Fall.
Richtig: Nur Bargeld und Zentralbankgeld sind richtiges Geld – alles andere sind nur Forderungen/Versprechen auf Geld. Bei jeder Überweisung muß eine Bank auf Zentralbankgeld zurückgreifen.
Herr Hannich,
Sie sagen immer wieder man solle einen Teil in Fremdwährungen wie schweizer Franken investiern!
Wie sehen Sie denn die Entwicklung dieser Währung im Europäischen System???
Woher nehmen Sie die Gewissheit das die schweizer Währung die nächsten Jahre noch Bestand hat???
Sind Ihnen aktuelle Zahlen angelegtem ausländischen Kapitals in der Schweiz in Höhe und Anlageform bekannt ???
Wie sehen Sie die Möglichkeit eines Zukunftigen Eurobeitritts der Schweiz?
Glauben Sie an die zukünftige Souveränität der Schweiz im Falle der EU- Erweiterung territorial wie auch in der Gesetzgebung bei extremer Fortschreitung der Kriese im Euroraum???
Vielen Dank, bis dahin….
ps. klasse Internetseite, wirklich sehr interessant und informativ! weiter so….
Guten Tag,
wenn der US-Dollar crasht und der Euro zerfällt, dann muss das Kapital in einen anderen Währungsraum flüchten. Da bleibt eigentlich fast nur der Schweizer Franken übrig, der dann entsprechend aufwerten wird.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Hannich
Ich bin durch und durch Freiwirtschaftler. Silvio Gesells Werke sind für mich wie eine Offenbarung. Ich sehe in seiner natürlichen Wirtschaftsordnung den Weg in eine bessere Welt. Und wenn dieser Mann schreibt:
… wenn etwa der zum bargeldlosen Verkehr gehörige Kredit erschüttert wird, wenn das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Banken ins Schwanken gerät … um dann alle die bargeldlosen Geschäfte dem Bargeld aufzubürden.
bedeutet das für mich, ich halte Bargeld und sonst nichts. Ich warte auf die Bankenpleiten (Diese gehen durch Kreditausfallversicherungen/Credit Default Swaps nahezu alle gleichzeitig pleite.)
Und wenn man in den Medien nur noch vom Zusammenbrechen des Euros hört und einem jeder davor warnt, (na wenn das kein Kontraindikator ist),
dann habe ich auch schon die passende Wärung gefunden. Muss quasi gar nicht mal umtauschen.