Staatsbankrott – Wann kommt die nächste Währungsreform?

10. November 2010

»Aber ein Staat kann doch nicht Pleite gehen!« Ach nein? Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Alleine Deutschland war im vergangenen Jahrhundert bereits zweimal bankrott, eine Tatsache, die viele gerne verdrängen. Fakt ist, daß es in den letzten 30 Jahren ernsthafte Währungskrisen in über 80 Ländern gegeben hat, die oft in den Total-Bankrott führten. Gerade in den letzten Jahren hat sich die Zahl besonders gehäuft.

Günter Hannich zeigt in diesem Buch, daß der nächste Staatsbankrott in Deutschland bereits vorprogrammiert ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Jahrzehntelang hat sich die Regierung Geld von den kommenden Generationen gepumpt. Jetzt stehen wir vor dem Tag der Abrechnung. Und auch dieses Mal wird das Volk für die finanzpolitischen Fehler bezahlen müssen.

– Die zehn Fehler unserer Währungsgeschichte und was wir daraus lernen können
– Die Geldpolitik der vergangenen 200 Jahre – eine Abfolge von Krisen und Kriegen
– Die Hyperinflation des Jahres 1923 und die Währungsreform 1948
– Warum feste Wechselkurse nicht funktionieren
– Die selbstregulierende Ordnung mit flexiblen Wechselkursen
– Handelsbilanz-Ungleichgewichte – Bedrohung für den Frieden
– Der Euro – der sichere Weg in die Währungskatastrophe
– Die Schuldenkrisen in Mexiko, Rußland, Argentinen und Brasilien
– Die kommende Energiekrise – oder wie man den Dollar stützt
– Risikofaktoren für das Finanzsystem: Immobilienblase und Derivatespekulation
– Die kommende weltweite Währungszerrüttung
– Deflation, Inflation, Währungsreform und wie man sich vor den Folgen schützen kann

Die nächste Währungsreform ist nur noch eine Frage der Zeit. Sind Sie darauf vorbereitet?

Probekapitel

Vorwort

In der deutschen Geschichte gab es zwei große Währungsreformen: Eine im Jahr 1923 und die zweite im Jahr 1948. Beiden ging ein Krieg und die völlige Zerrüttung der Staatsfinanzen voraus. Sparer verloren in diesen Währungsreformen weitgehend ihre Ersparnisse. Diese Ereignisse haben sich so tiefgreifend in das Gedächtnis der Bevölkerung eingeprägt, daß auch fast 60 Jahre nach dem letzten Währungsschnitt noch immer ein großer Teil der Bevölkerung Angst davor hat.

Diese Ängste sind nicht unbegründet. Schon die Einführung des Euros wurde von der breiten Masse eher mit negativen Befürchtungen als mit Freude hingenommen. Und tatsächlich: Der Euro ist eine instabile Währung, die zwangsläufig an den entstehenden Spannungen zerbrechen wird.

Doch dies ist nur ein Aspekt, der unsere Währung in einem immer mehr skeptischen Licht zeigt. Auch die Verschuldungen aller Länder, insbesondere die Staatsverschuldung steigt zunehmend. Damit verbunden ist eine immer größere Unfreiheit der Länder. Schon längst sind uns die Schulden über den Kopf gewachsen. Kaum ein Land der Welt wäre in der Lage, diese Verpflichtungen je wieder zu tilgen. Sieht man sich dann noch an, daß auch Unternehmen und Privathaushalte in der Schuldenfalle stecken, wird jedem logisch denkenden Menschen klar: Es muß in naher Zukunft zu einer Währungskatastrophe kommen.

Demgegenüber stecken unsere verantwortlichen Politiker und die Massenmedien anscheinend den Kopf in den Sand und versuchen statt einer Problemlösung, lieber die Katastrophe mit zweckoptimistischen Meldungen in die Zukunft hinauszuschieben.

Eine Änderung ist deshalb nur über eine Aufklärung der Bevölkerung zu erreichen. Wissen über die Hintergründe ist aus dem gleichen Grund auch die einzige Möglichkeit für den einzelnen sich selbst vor den Auswirkungen einer solchen Krise zu schützen.

Die kommende Währungskatastrophe – ein mögliches Szenario?

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland nach der Währungsreform und der D-Mark Einführung einen grandiosen Wirtschaftsaufschwung. Doch ab den siebziger Jahren begann die Wirtschaft erst leicht zu schwächeln, dann in den achtziger Jahren wurden zunehmende Lähmungserscheinungen deutlich, die nur kurzfristig durch den deutschen Einigungsboom Anfang der neunziger Jahre unterbrochen wurde. Einen Scheinaufschwung erlebte die Öffentlichkeit noch Ende der neunziger Jahre, als die Börsenwerte in immer unrealistischere Höhen hinaufgetrieben wurden. Nach dem Platzen der Spekulationsblase setzte die Wirklichkeit wieder mit unbarmherziger Härte ein: Die Arbeitslosigkeit begann schnell zu steigen, die Schulden wurden immer mehr, Unternehmen gingen bankrott. Die Einführung des Euro machte alles nur noch schlimmer, da jetzt vor allem Deutschland zusätzliche Lasten mitzutragen hatte und durch hohe europäische Zinsen die Wirtschaft abgewürgt wurde. Jahr für Jahr verging, doch die bunten Versprechungen der Politiker und Medien von einem „Licht am Horizont“ wollten sich einfach nicht mehr erfüllen. Die Preise für Energie und vor allem die staatlichen Leistungen und Gebühren begannen unaufhaltsam zu klettern. Doch anders als viele erwarteten, wuchsen die persönlichen Einkommen wie Renten und Löhne keineswegs mit den Preisen. Ja, es ging mit diesen sogar auf immer tiefere Niveaus. Deshalb verminderte sich die Kaufkraft der meisten Leute erheblich. Sie konnten nichts anderes mehr machen, als sich einzuschränken und überflüssige Artikel zu vermeiden. Das versetzte jedoch den Unternehmen und der ganzen Wirtschaft den Todesstoß: Die Betriebe reagierten auf den Umsatzrückgang mit Massenentlassungen. Die Arbeitslosigkeit begann zu wachsen, was auch bald die Medien und Politiker durch alle Arten von Manipulation nicht mehr vertuschen konnten. Die Unzufriedenheit wurde zuerst in Frankreich und Italien offenbar, als es dort zu immer schwereren Unruhen kam, die noch viel schlimmer verliefen, als bspw. im Jahr 2005 in Frankreich. Die Regierungen reagierten darauf mit gewaltsamen Maßnahmen und dem Aufbau eines Polizei- und Überwachungsstaates. Doch das alles änderte nichts daran, daß die einzelnen Euro-Länder immer mehr aus dem Verbund ausscheren wollten. Zuerst erklärte Italien den Austritt aus der Einheitswährung, um durch Einführung der „Neuen Lira“ und einer Abwertung derselben wieder Arbeitsplätze zu schaffen. Es ging dann Schlag auf Schlag: Immer mehr Nationen kehrten dem Euro den Rücken, nach Italien Portugal, dann Spanien, Griechenland, Frankreich – bis plötzlich den Euro niemand mehr als Zahlungsmittel akzeptierte. Die deutsche Regierung wechselte alle Euro-Scheine mit der Nummernbezeichnung „X“ (alle anderen Scheine wurden nicht angenommen, da nicht von der Deutschen Bundesbank emittiert) in eine „Neue D-Mark“ um – allerdings nicht im Verhältnis wie damals die alte D-Mark in Euro gewechselt wurde, sondern viel ungünstiger: Der Wechselkurs betrug 5 Euro gegen eine „Neue D-Mark“. Da die Preise sich jedoch nicht entsprechend anpaßten, ging damit ein großer Kaufkraftverlust für diejenigen einher, die noch Ersparnisse hatten. Die Not wurde damit noch größer und die Wirtschaft erlahmte vollkommen, da die Kaufkraft zusammenbrach. Zu der ganzen Misere kam noch, daß auch die asiatischen Wirtschaften mit Japan und China und die amerikanische Ökonomie ähnlich in Schwierigkeiten kamen. Die Amerikaner konnten ihr gigantisches Handelsbilanzdefizit nicht mehr finanzieren, weshalb der Dollar international abstürzte und kaum noch als Zahlungsmittel akzeptiert wurde. Dort kam es zu noch schlimmeren Unruhen als in Europa. Die Exporte Asiens und Europas in die USA sanken auf einen Tiefpunkt, der seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erreicht wurde. Besonders Deutschland mit seinem hohen Exportanteil wurde davon empfindlich getroffen. In ihrer Not versuchten die meisten Regierungen weltweit durch eine Ankurbelung der Rüstungsindustrie nach altem Rezept „Arbeitsplätze zu schaffen“. Im Zuge dieser heimlichen Rüstungsmaßnahmen und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten gab es immer mehr militärische Konflikte in der ganzen Welt. Nun begannen die Notenbanken damit, den Staaten Geld für die Rüstungsprojekte gegen Staatspapiere direkt zur Verfügung zu stellen. Das funktionierte auch einige Jahre, bis der aufgestaute Inflationsbetrug deutlich wurde. Jetzt war die neue Regierung zum Handeln gezwungen: Sie nutzte die neuen Ermächtigungsgesetze, um den Kriegszustand auszurufen. Dies wurde von anderen Ländern bereits als Kriegserklärung gedeutet, weshalb diese angriffen. Erst nach einer Währungsreform und kompletten Ungültigerklärung der alten Währung erwachte die Wirtschaft wieder – wie schon nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die LTCM Pleite – drohende „Kernschmelze des Finanzsystems“

Mit der Rußlandkri verbunden war auch der Bankrott eines großen Spekulationsfonds, des LTCM Fonds: Der amerikanischen Hedge Fonds „Long Term Capital Management“ (LTCM) spekulierte mit Staatsanleihen und wurde dabei von der Zahlungsunfähigkeit Rußlands überrascht. Da es um hohe Summen ging und viele Großbanken in die Spekulationsgeschäfte verstrickt waren, gefährdete die Pleite des Fonds die Stabilität des gesamten Finanzsystems. Mit einem Eigenkapital von 5 Milliarden US Dollar hatte LTCM Kredite von Geschäftsbanken in Höhe von 125 Milliarden US Dollar aufgenommen und dann spekulative Geschäfte in der Höhe von 1250 Milliarden Dollar damit getätigt. Nur durch die Hilfe staatlicher Institutionen mit teuren Stützungsaktionen konnte damals die Ausweitung des Bankrotts und ein Dominoeffekt bei der immer mehr Banken kippen, aufgehalten werden. Der Spekulant George Soros äußerte später, daß damals die „Kernschmelze des Finanzsystems“ gedroht hätte.

Die Immobilienblase

Die in den meisten Ländern weltweit zum Teil drastisch steigenden Immobilienpreise zeigen deutlich, daß etwas mit der Wirtschaftsordnung nicht in Ordnung ist. Stabil können Preiserhöhungen im Immobilien- und Grundstückssektor nur sein, wenn sich diese im Gleichgewicht mit den Einkommen steigen. Wenn Häuser viel schneller im Preis zunehmen als die Arbeitseinkommen der Bevölkerung, dann bedeutet dies, daß sich die Möglichkeit ein Haus zu erwerben für den Durchschnittshaushalt immer mehr verringert. Zwar kann dies vorübergehend dadurch kompensiert werden, indem bspw. die Kreditvergabe an Häuserbauer erleichtert wird, jedoch wird das damit erkauft, daß die Überschuldung der Haushalte zunimmt.

Es bleibt dabei: Trotz aller Werbung für Kredite und Hypotheken können Häuser, wie alle Güter nur durch Arbeit erwirtschaftet werden – alles andere geht zulasten der Zukunft und muß früher oder später zu deutlichen Problemen führen. Gesund ist ein Immobilienmarkt auch nur dann, wenn die Häuser zur Eigennutzung gekauft werden. Wird jedoch ein guter Teil der Käufe nur deshalb getätigt, um kurzfristige Spekulationsgewinne zu machen und das noch mit Schulden finanziert, so ergeben sich für das ganze Finanzsystem bedenkliche Instabilitäten.

Doch in den meisten Ländern der Welt sieht es genau so aus: Experten gehen sogar davon aus, daß sich 70 Prozent aller Länder der Welt mittlerweile in einer Immobilien-Spekulationsblase befinden. Allein in den letzten fünf Jahren erhöhte sich dabei der Marktpreis von Wohnimmobilien in den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt von 30 auf 70 Billionen Dollar. Damit übertrifft schon der Zuwachs der Immobilienbewertungen seit dem Jahre 2000 (40 Billionen Dollar) deutlich den Gesamtwert sämtlicher Aktien weltweit im Frühjahr 2000 (32 Billionen Dollar).

Ein Großteil des Konsums basiert auf Buchgewinnen im Immobilienbereich. Nur weil die Häuser immer mehr an Wert gewinnen, erhalten die Menschen für den gestiegenen Preis zusätzliche Kredite von den Banken. Nur durch diesen zusätzlichen Kredit können große Bevölkerungsteile dann überhaupt noch konsumieren. Immobilien dienen also nicht mehr dazu, darin zu wohnen, sondern sind zum Spekulationsobjekt degradiert worden.

So werden bspw. sogar in Moskau über 40% der Immobilien nur deshalb gekauft, um kurzfristig Gewinne zu machen. Experten sprechen bereits von einer Spekulationsblase die sich auftut.

In Spanien steigen die Immobilienpreise so schnell, daß immer mehr Käufer nicht in der Lage sind, die monatlichen Kreditraten zu zahlen. Deshalb gehen die Banken zunehmend dazu über, extrem langfristig laufende Kredite – bis zu 50 Jahre – zu vergeben. Im Jahr 2005 wurden in Spanien fast 740.000 Wohnungen gebaut. Das stellte einen neuen Rekord auf und war mehr als in Deutschland, Frankreich und England zusammen. Die Wohnungspreise haben sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und in den letzen 20 Jahren fast verdreifacht. Vor allem gegenüber den Einkommen zeigt sich die Diskrepanz: Zwischen 1987 und 2004 sind die Wohnungspreise 14 Mal stärker gestiegen als die Löhne. Verschlimmert wird die Situation aber auch durch die extreme Verschuldung der Familien: Alle bedeutenden Finanzorganisationen weltweit warnen bereits vor den Gefahren die daraus entstehen, daß diese Verschuldung inzwischen 75 % des jährlichen Bruttoinlandsprodukts des Landes übersteigt. Vor allem problematisch ist, daß die Kredite nur zu variablen Zinssätzen vergeben werden. Jede Zinserhöhung könnte sofort zu einer Überschuldung der breiten Masse führen. Schon 2004 warnte der IWF vor der „Überbewertung“ der Immobilien und einer „plötzlichen Korrektur“. Eine platzende Immobilienblase würde die gesamte spanische Ökonomie versenken, deren Hauptstütze die Baubranche ist.

Auch in China entwickelt sich eine bedenkliche Immobilienspekulation: Aus dem nahen Ausland strömt Geld in die Metropolen, in der Hoffnung auf steigende Preise und eine Aufwertung der chinesischen Währung Yuan. Sobald sich diese Erwartungen nicht mehr erfüllen, wird das Kapital abgezogen und die Preise fallen zusammen. In den vergangenen drei Jahren verdoppelten sich nach Schätzungen von Experten die Immobilienpreise im Yangtse-Delta um Shanghai und schossen in Provinzhauptstädten quer durchs Land immerhin noch um 60 Prozent in die Höhe. Im ersten Quartal 2005 kletterten die Wohnungspreise in den wichtigsten 35 Städten um über zehn Prozent.

Ganz extrem und vom Volumen noch gefährlicher sind die Spekulationswellen in den USA. Der Finanzexperte Marc Faber meinte dazu: „Die neueste Anlagemode, oder besser gesagt Manie, betrifft gegenwärtig in den USA den Wohnungsbau, bei dem in den letzten drei Jahren in vielen Küstenregionen, aber insbesondere in Kalifornien und Florida, die Preise um rund 100 Prozent gestiegen sind. Einer in Los Angeles durchgeführten Meinungsumfrage zufolge gehen die Anleger davon aus, daß die Preise von Einzelfamilienhäusern während der nächsten zehn Jahre um jährlich weitere 22 Prozent zunehmen werden.

Damit dürften wir uns in Bezug auf Immobilien in einer ähnlichen Lage befinden, wie wir es im Jahre 2000 im Bereich des Neuen Marktes erlebten. Das böse Ende ist bekannt.“

Vor allem die auseinanderlaufende Entwicklung von Einkommen und Immobilienpreisen zeigt die Brisanz der Entwicklung (Abb. 17)

Abb. 17: Entwicklung der Immobilienpreise zum durchschnittlichen Einkommen

Doch schlimmer wird es durch die fast ausschließliche Fremdfinanzierung der Objekte: Im vergangenen Jahr sind in den USA neun von zehn Eigenheimen beim Kauf voll über Kredite finanziert worden, belegt eine Statistik der US-Immobilienfinanzierungsgesellschaft Fannie Mae. Selbst anfallende Nebenkosten sowie Gebühren werden zumeist fremd finanziert

Bis Mitte der neunziger Jahre lag die Jahresrate der Neuverschuldung bei US-Hypotheken stets im Bereich von 200 Mrd.$. Sie stieg dann auf 303 Mrd. Dollar im Jahre 1998 und 368 Mrd.$ im Jahre 2000. Nach dem Aktiencrash ging es richtig los: 628 Mrd.$ im Jahre 2002 und 904 Mrd.$ im Jahre 2004. Insgesamt wurden in den USA nunmehr 8 Billionen Dollar an Hypothekenkrediten aufgehäuft.

Das schlimme ist, daß heute die Immobilienkredite zum guten Teil gar nicht mehr getilgt werden. So werden bspw. in Kalifornien für 60% der Hypotheken keine Tilgung bezahlt – zum Teil werden sogar nicht einmal die fälligen Zinsen beglichen.

So vergrößert sich die Schuld allein durch die Zinseszinsrechnung.

Da im Geldmarkt und bei Aktien kaum noch etwas zu verdienen war, dachten sich viele Amerikaner, daß man nun auf vermeintlich sichere Immobilien setzen müsse. Zunehmend wurden Hypothekenkredite aufgenommen und Häuser gekauft. Die Preise stiegen entsprechend. Die Kredite erreichten schon 2003 den Stand von über 6 Bio. US-Dollar. Allein im ersten Quartal 2003 stiegen die Kredite auf ein Jahr hochgerechnet um über 11 Prozent und die Immobilienpreise um 6,5 Prozent. Fast die Hälfte des Marktes für private Wohnungsbaudarlehen wird von den beiden halbstaatlichen Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac beherrscht. Diese kaufen Hypotheken auf, bündeln und verbriefen sie und machen sie daher für den Durchschnittsamerikaner billiger. Da die einst staatlich gegründeten Institute zudem von zahlreichen Offenlegungsvorschriften der Börsenaufsicht befreit sind und ihnen beim Finanzministerium eine jederzeit abrufbare Kreditlinie von 2,5 Mrd. Dollar zur Verfügung steht, schließen viele Bürger daraus, daß die Regierung im Notfall einspringen wird. Das ist jedoch nicht sicher und aufgrund der hohen Staatsverschuldung unwahrscheinlich. Dennoch waren die Wertpapiere sehr begehrt und trieben die Immobilienpreise ins astronomische. Dazu kommt, daß die Forderungen dieser beiden Institute noch auf unterschiedliche Zinssätze lauteten, worauf spekulative Derivate im Wert von über einer Billion Dollar abgeschlossen wurden.

Das Problem ist, daß die gesamte Wirtschaft inzwischen von der Immobilienspekulation abhängig ist. Ohne steigende Häuserpreise ist niemand in den USA mehr in der Lage zu konsumieren. Nur durch die zunehmenden Immobilienpreise können die Leute vermehrt Kredite aufnehmen, um die normalen Käufe zu tätigen. Sobald nun die erhofften Wertsteigerungen ausbleiben, bricht das Kartenhaus sofort zusammen: Die Kreditaufnahme und Vergabe sinkt, durch die Überschuldung werden zunehmend Haushalte bankrott und eine Welle von Zwangsverkäufen setzt ein. Je mehr Zwangsverkäufe nun nötig werden, um so mehr wiederum kommen die Immobilienpreise allgemein unter Druck, was in Folge wieder zu mehr Verkäufen führt – ein Teufelskreislauf!

Ergebnis des ganzen wird ein allgemeiner Zusammenbruch der Wirtschaft sein, weil nicht nur die Kaufkraft fehlt, welche durch eine steigende Kreditaufnahme entstand, sondern diese noch weiter durch die resultierende Pleitewelle einbricht. Während in der Aktienmanie der neunziger Jahre die Wertpapiere noch zum Großteil durch eigene Ersparnisse finanziert wurden, ist es bei der Immobilienspekulation anders: Hier werden zum weitaus größten Teil Fremdmittel eingesetzt. Wenn dann die vergebenen Kredite nicht mehr einbringbar sind, kommen auch die Banken schnell in Probleme und eine Pleitewelle droht. Mit den geschlossenen Bankschaltern und dem gesperrten oder verloren gegangenen Vermögen wird die Kaufkraft der Bevölkerung weiter dezimiert und der Konsum mit den Umsätzen für die Unternehmen bricht immer tiefer ein.

Da heute die meisten Länder der Welt sich in einer Immobilienspekulationsblase befinden, ist die Gefahr groß, daß auch die ganze Welt von einem Crash auf dem Häusermarkt zeitgleich getroffen wird. Wenn die Blase in den USA platzt, dann bedeutet das zwangsläufig, daß der Konsum dort wie beschrieben zusammenbricht. Da jedoch Amerika heute der größte Abnehmer von Exportgütern weltweit ist, führt ein Zusammenbruch der Immobilien- Kreditblase zwangsläufig mit dem rückläufigen Konsum dort zu einer Reduzierung der Importe. Damit geht für die ganze Welt das größte Abnehmerland für Exporte verloren. Die Folge ist weltweit ein Einbruch der Wirtschaftsleistung und ein Platzen der Immobilienblasen, welche den Zusammenbruch weiter verstärkt.

Eines der wenigen Länder, die nicht in einer Immobilienblase gefangen sind ist Deutschland. Nur knapp 43 Prozent aller Haushalte lebt hier in den eigenen vier Wänden. Die Quote, hat sich seit 1993 nur um vier Prozentpunkte erhöht. Damit bleibt Deutschland am Ende aller europäischen Länder. In Deutschland sind gebrauchte Immobilien inzwischen wieder auf dem gleichen Preisniveau wie 1993, berichtete die Deutsche Bundesbank. Der Preisrückgang drückt jedoch heute schon auf die Stimmung der Verbraucher: Im vergangenen Jahr zeigt sich auch bei der Zahl der Baugenehmigungen, wie wenig Vertrauen die Bürger haben. Nach einem kurzfristigen Strohfeuer 2003 fiel die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen 2004 mit knapp 270 000 Einheiten auf einen historischen Tiefstand.

Was sich auf den ersten Blick positiv anhört – das Fehlen einer akuten Immobilienblase – das sieht bei näherer Betrachtung nicht mehr so rosig aus. Während die großen Preissteigerungen in den meisten Ländern der Welt erst in den letzten Jahren stattfanden, ereigneten sich diese in Deutschland verteilt über einige Jahrzehnte bis 1995. Seit 1995 stagnieren die Preise oder gehen sogar zurück.

Abb. 18: Immobilienpreisentwicklung in Deutschland

Doch auch in Deutschland, vor allem im Süden, sind heute Immobilien zum großen Teil völlig unrealistisch bewertet. Wenn heute ein durchschnittliches Haus in Süddeutschland mit Bauland fast 500.000 Euro kostet, dann steht dies überhaupt nicht in Einklang mit dem durchschnittlichen Einkommen. Auch auf dem Immobilienmarkt wird die Überbewertung langsam deutlich: So werden heute Immobilien oft nur noch für die Hälfte oder sogar ein Viertel des anfangs angesetzten Gutachterpreises real verkauft. Oft wird der Fehler gemacht, die vom Verkäufer in Anzeigen gewünschten Preise als „Marktpreise“ anzusehen. Der reale Preis ist jedoch nicht der angesetzte Verkaufspreis, sondern der Wert, zu dem dann real verkauft wird. Viele Verkäufer brauchen Jahre, um zu realisieren, daß der angesetzte Gutachterpreis gerade noch als Bruchteil real zu erwirtschaften ist.

Dies bedeutet: Das Platzen der Immobilienblase hat auch in Deutschland schon begonnen. Mit einem einbrechenden Export und zunehmender Arbeitslosigkeit wird die Dynamik noch erheblich zunehmen.

Immobilien – ein „absoluter Schutz“ gegen eine Währungsreform?

Weithin werden auch Immobilien als „sichere“ Investition gegen eine Währungsreform gesehen. Wenn man von einer reinen Hyperinflation ausgeht, dann könnte dies zutreffen. Doch sogar 1923 nutzen einem Immobilien wenig, da auch diese durch den Kaufkraftverlust der Bevölkerung nur unter Wert verkauft werden konnten. Geht man davon aus, daß sich ein ähnlicher Ablauf wie vor der Währungsreform 1948 wiederholen sollte, dann sieht es noch bedenklicher aus: Damals gab es erst eine längere Deflationsperiode mit der großen Weltwirtschaftskrise. In dieser Zeit verfielen Immobilien bis zu 90 Prozent im Wert. Nach dem Krieg nutzten Wohnungen und Häuser auch wenig, da sie mit einer Zwangshypothek im Lastenausgleich belegt wurden. Erst mit dem Einsetzen des „Wirtschaftswunders“ und damit verbundenen schnell steigenden Preisen konnte man von Immobilien profitieren.

Wie sieht es heute aus?

Immobilienwerte stiegen bis 1995 sehr stark. Seit dieser Zeit stagniert die Entwicklung, bzw. die Werte verfallen, wie wir gesehen haben. Da nun, wenn die Entwicklung ähnlich verläuft wie vor 1948, erst eine Deflationsphase ansteht, dann ist dieser Preisverfall erst der Anfang. Vergessen werden sollte auch nicht die internationale Spekulationsblase. Wenn diese erst einmal platzt, dann wird dies überall auf der Welt den Wert von „Betongold“ nach unten drücken. Dazu kommt: Die Arbeitslosigkeit steigt immer schneller an, die Kaufkraft der Bevölkerung schwindet – das muß zwangsläufig auf den Wohnungs- und Häusermarkt drücken. Je mehr Arbeitslose ihre Immobilie zwangsversteigern müssen, um so tiefer wird der Preis sinken. Nicht zu vergessen ist eine in Krisenzeiten steigende Kriminalität. Schnell werden da heute „attraktive Lagen“ vor allem in Großstädten sehr unattraktiv. Denken Sie an die Unruhen in Frankreich im Jahr 2005 – wenn da in einem Stadtteil einmal die Autos brennen und marodierende Banden durch die Stadt ziehen, könnte es lange dauern, bis dort eine Wohnung überhaupt wieder verkäuflich wird.

Was auch vergessen wird ist das Wörtchen „immobil“ in der Immobilie. Während man Geld, Gold oder andere Wertgegenstände relativ schnell von einem zum anderen Fleck transportieren kann, ist man mit einer Wohnung oder einem Haus unbeweglich. Oft vergehen Jahre, bis das Objekt veräußert werden kann, der Verkauf ist relativ kompliziert und mit zahlreichen Vorschriften und Steuern verbunden. Doch gerade in Krisenzeiten, wenn Sie dringend auf einen Verkauf angewiesen wären, lassen sich Immobilien überhaupt nicht veräußern, da niemand mehr Geld dafür übrig hat.

Nicht zu vergessen ist auch die Gefahr, daß der Staat in seiner Geldnot Immobiliensteuern erläßt oder gar den Hausbesitzern eine Zwangshypothek aufzwingt. Wer heute eine Immobilie besitzt (erst recht eine nicht selbst bewohnte Zweitimmobilie) der gilt beim Staat als „vermögend“. Diese Personengruppe wurde in der Vergangenheit bei Steuererhöhungen relativ glimpflich behandelt. Um so mehr könnte es sein, daß für die kommende Krise genau hier abgeschöpft wird.

Nicht vergessen werden sollte, daß in einer Krise vielen überschuldeten Hausbesitzern der Bankrott droht. Diese müssen dann zu einem niedrigen Preis verkaufen, was die Immobilienpreise massiv drücken wird. Auch in einer hyperinflationären Phase sieht es nicht gut aus: Auch in der Hyperinflation 1923 konnten wegen der zurückgehenden Kaufkraft Immobilien oftmals gar nicht mehr verkauft werden.

Bei vermieteten Immobilien kommt dazu, daß gerade in schlechten Zeiten die Zahlungsmoral der Mieter stark sinkt. Schon heute gibt es immer mehr „Mietnomaden“, welche Wohnungen anmieten, keine Miete bezahlen und nach einer langwierigen rechtlichen Auseinandersetzung wieder in eine neue Wohnung einziehen und das Ganze von vorne beginnen. Je schlechter die wirtschaftliche Lage sich entwickelt, um so schwieriger wird es, zuverlässige Mieter zu bekommen. Im Zweifel ist bei den heutigen hohen Mieterrechten immer der Vermieter in der schlechteren Position. Es könnte sogar passieren, daß in einer Unruhezeit es verboten wird, Mietern zu kündigen, um eine noch höhere Obdachlosenrate und damit einhergehende steigende Kriminalitätsrate zu ve5rhindern.

Einen richtigen Vorteil bietet in solchen Zeiten eigentlich nur die selbst bewohnte Immobilie, da sie hier nicht so sehr von äußeren Umständen und der Situation des Vermieters abhängig sind, wie in einer Mietwohnung.

Zusammenfassend läßt sich damit sagen, daß vermietete Immobilien nur in „guten Zeiten“ Gewinne versprechen. Eine selbstbewohnte Immobilie ist durchaus erstrebenswert. Bedenklich sind die vermieteten Objekte, da in allen Krisensituationen, egal ob Inflation, Deflation oder zunehmende soziale Probleme damit oftmals mehr Nachteile als Vorteile verbunden sind.

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