Wann kommt die nächste Währungsreform?
10. November 2010In der deutschen Geschichte gab es zwei große Währungsreformen: Eine im Jahr 1923 und die zweite im Jahr 1948. Beiden ging ein Krieg und die völlige Zerrüttung der Staatsfinanzen voraus. Sparer verloren in diesen Währungsreformen weitgehend ihre Ersparnisse. Diese Ereignisse haben sich so tiefgreifend in das Gedächtnis der Bevölkerung eingeprägt, daß auch fast 60 Jahre nach dem letzten Währungsschnitt noch immer ein großer Teil der Bevölkerung Angst davor hat.
Diese Ängste sind nicht unbegründet. Schon die Einführung des Euros wurde von der breiten Masse eher mit negativen Befürchtungen als mit Freude hingenommen. Und tatsächlich: Der Euro ist eine instabile Währung, die zwangsläufig an den entstehenden Spannungen zerbrechen wird.
Doch dies ist nur ein Aspekt, der unsere Währung immer skeptischer erscheinen läßt. Auch die Verschuldungen aller Länder, insbesondere die Staatsverschuldung steigt zunehmend. Damit verbunden ist eine immer größere Unfreiheit der Länder. Schon längst sind uns die Schulden über den Kopf gewachsen. Kaum ein Land der Welt wäre in der Lage, diese Verpflichtungen je wieder zu tilgen. Sieht man sich dann noch an, daß auch Unternehmen und Privathaushalte in der Schuldenfalle stecken, wird jedem logisch denkenden Menschen klar: Es muß in naher Zukunft zu einer Währungskatastrophe kommen.
Demgegenüber stecken unsere verantwortlichen Politiker und die Massenmedien anscheinend den Kopf in den Sand und versuchen statt einer Problemlösung, lieber die Katastrophe mit zweckoptimistischen Meldungen in die Zukunft hinauszuschieben.
Eine Änderung ist deshalb nur über eine Aufklärung der Bevölkerung zu erreichen. Wissen über die Hintergründe ist aus dem gleichen Grund auch die einzige Möglichkeit für den einzelnen sich selbst vor den Auswirkungen einer solchen Krise zu schützen.
Warum ist unsere Währung instabil?
Wer sich die Geschichte unseres Geldes ansieht erkennt, daß es eine einzige Abfolge von Krisen und Kriegen war. Dabei stellt sich die Frage nach den Ursachen dieser Instabilität.
Kurz in Stichworten bestehen die Fehler in folgenden Faktoren:
1.) Zinssystem und damit verbundene Überschuldung
2.) Feste Wechselkurse oder Einheitswährungen (z.B. Euro) und damit steigende Spannungen zwischen den Staaten
3.) Anbindung des Geldes an einen Goldstandard und damit verbundene Deflationskrisen
Diese Ursachen werden im folgenden näher erläutert:
Zinssystem und damit verbundene Überschuldung
Wie jeder weiß, wird heute Geld nur dann investiert oder verliehen, wenn es Zinserträge abwirft. Das führt dann dazu, daß alles angelegte Kapital sich laufend durch den Zins vermehrt. Zu 5% Zins angelegte 100 Euro sind nach einem Jahr auf 105 Euro gewachsen und nach etwa 14 Jahren sind daraus durch Zins- und Zinseszins bereits 200 Euro geworden. Das funktioniert jedoch nur, solange jemand bereit ist, sich genau um den Betrag der Zinsgewinne zu verschulden. Mit anderen Worten: Jeder Euro Zinsgewinn zieht automatisch einen Euro Schulden für jemand anderen nach sich.
Da es jedoch in unserer Wirtschaft nicht nur um 100 Euro, sondern um Billionen von Euro geht, wächst die Verschuldung parallel zu den Guthaben ins astronomische (Abb. 1).
Abb. 1: Entwicklung der gesamten Geldvermögen und gesamte Schulden in Deutschland
Es gibt dabei einen Verschuldungszwang: Alles Geld, das irgendwie investiert oder angelegt ist, wird nur dann weiter zur Verfügung gestellt, wenn es eine für den Gläubiger einträgliche Rendite gibt. Dies ist am Anfang eines Finanzsystems, bspw. nach einem Krieg, noch einfach zu bewerkstelligen, da ein hohes Investitionspotential durch den Wiederaufbau besteht. Je schneller sich nun die Wirtschaft entwickelt, um so mehr ist der Markt gesättigt und die Rendite sinkt durch zurückgehende Kreditaufnahme. Sobald jedoch der Zinssatz zu gering für den Gläubiger wird, kündigt dieser seine Investitionen auf und geht mit dem Kapital in „Wartestellung“. Während die Wirtschaft dringend auf sein Geld angewiesen ist, kann er es sich leisten, mit dem Kapital auf „bessere Zeiten“ zu warten. Wenn dies im großen Stil geschieht, kommt die Wirtschaft wegen Geldmangel in die Krise. Diese kann nur verhindert werden, wenn die Kreditaufnahme gesteigert und damit die Kapitalverzinsung wieder erhöht wird. Die Volkswirtschaft als Ganzes muß sich also immer weiter verschulden – es herrscht ein Verschuldungszwang.
In der Vergangenheit hat deshalb der Staat in wirtschaftlich schwachen Zeiten immer wieder hohe Schulden aufgenommen und sogenannte „Konjunkturprogramme“ gestartet. Damit konnte die Wirtschaft dann vorübergehend in Gang gebracht werden – bis zur nächsten Krise. Daß ein solches Vorgehen zwar die Krise in die Zukunft verschiebt, jedoch die Probleme keinesfalls löst, sollte klar sein. Die Folge ist dann eine Überschuldung des Staates, wie wir sie heute erleben (Abb. 2).
Abb. 2: Staatsverschuldung in Deutschland
In solch einem System ist auch alles „Sparen“ zur Schuldenreduzierung sinnlos. Sobald weniger Kredite nachgefragt werden, können die Zinserträge nicht mehr über zusätzliche Schulden finanziert werden und es kommt zu einer Deflationskrise. Dieses System lebt von der immer mehr ausufernden Verschuldung – ist diese nicht mehr finanzierbar, bricht es zusammen.
Der zweite Fehler im Geldsystem beruht darauf, daß Ausgleichsmechanismen zwischen den Staaten beseitigt werden:
Feste Wechselkurse oder Einheitswährungen (Euro)
Was immer wieder übersehen wird, ist die Tatsache, daß die Länder weltweit und innerhalb Europas völlig unterschiedliche Gegebenheiten wie die Strukturierung der Wirtschaft (mehr landwirtschaftlich oder mehr industriell), Klima (kalt, gemäßigt oder heiß) und auch die Einstellung zur Arbeit (mehr oder weniger z.B. zu Streiks neigend) aufweisen. Ein eigener Währungsraum hat nun die Aufgabe jedes dieser unterschiedlichen Gebiete wirtschaftlich mit einer eigenen, angepaßten Währungspolitik zu stabilisieren. Der Ausgleichsfaktor oder Währungspuffer ist der freie Wechselkurs. Der Wechselkurs macht eine Aussage darüber, wieviel Geldeinheiten des einen Staates aufgebracht werden müssen, um eine Geldeinheit eines anderen Währungsraumes zu erhalten. Es wird also damit ausgedrückt, wie viele Euro beispielsweise jemand für einen Dollar bezahlen muß, wenn er Euro in US-Dollar tauschen möchte. Man unterscheidet hier zwischen einem flexiblen und festen Wechselkurs. Wird der Währungspuffer oder sogar das eigenständige Zahlungsmittel eines Staates beseitigt, so hat dies, wie wir noch sehen werden, fatale Auswirkungen auf die künftige Entwicklung des Landes..
Zunehmende Ungleichgewichte
Bisher hat jede Abschaffung freier Wechselkurse zu einem Crash geführt.
Das zuerst sichtbare Problem des festgesetzten Wechselkurses bzw. des Euro-Systems ist das steigende Mißverhältnis zwischen Import und Export: Da in unserem Beispiel die schwachen Länder immer mehr hinter der Wirtschaftsleistung des Industrielandes hinterherhinkt und eine Anpassung über den Wechselkurs ausbleibt, gibt es für das Ausland immer weniger Grund die teuren Waren des schwachen Landes zu kaufen. Die Exporte werden also im Vergleich zu den Importen zurückgehen – es entsteht ein sogenanntes Handelsbilanzdefizit. Das bedeutet jedoch, daß sich die Volkswirtschaft des Entwicklungslandes im Ausland verschulden muß, um die fehlende Differenz zwischen Importen und Exporten finanzieren zu können. Es kommt also schon allein durch die immer höheren Zinslasten an das Ausland zu steigenden Spannungen.
Daneben steigt auch die Verschuldung der Unternehmen des schwächeren Staates im Ausland an. Weil im allgemeinen der Zinssatz für Kredite in stärkeren Staaten kleiner ist als in einem schwachen Land, werden vermehrt Verpflichtungen im Ausland eingegangen. Da der feste Wechselkurs diesen Kapitaltransfer nicht unterbinden kann, expandiert die Schuldenaufnahme der Unternehmen stark. Die Hoffnung besteht darin, die Schulden zum günstigeren Zinssatz über die festgesetzte Austauschrate jederzeit zurückzahlen zu können. Eine Hoffnung, die allerdings, wie wir noch sehen werden, enttäuscht werden muß.
Ein weiterer Störfaktor bei festgelegten Wechselkursen ist die einsetzende Kapitalflucht. Viele Bürger in dem schwachen Land trauen der eigenen Währung nicht und versuchen in das Geld stärkerer Staaten (wie den US-Dollar) zu wechseln. Ein flexibler Wechselkurs würde dem durch eine Abwertung der eigenen Währung entgegenwirken, was im festgezurrten Modell jedoch unmöglich ist und die Notenbank dazu zwingt, die Zinssätze auf höhere Niveaus anzuheben. Dies bringt wiederum die Unternehmen weiter unter Druck und zwingt zu noch stärkerer Aufnahme von Krediten im Ausland.
Nach einigen Jahren zunehmender Instabilität erkennen finanzkräftige internationale Spekulanten die verwundbare Lage der Staaten und erhöhen den Druck auf den Wechselkurs dadurch, daß sie sich in dem schwachen Land kräftig verschulden und sofort in harte Währung über den festen Wechselkurs umwechseln. Dies zwingt die Notenbank dazu, vermehrt Devisenreserven einzusetzen, um den künstlich festgezurrten Wechselkurs stabil zu halten. Dies ist jedoch nur begrenzte Zeit möglich und sobald die Reserven verpulvert sind, muß der Wechselkurs freigegeben werden. Dieser fällt dann jedoch nicht auf das ökonomisch angemessene Niveau eines flexiblen Kurses, sondern sinkt durch panikartige Kapitalflucht auf einen weit niedrigeren Wert. Die Spekulanten können dann die kurzfristigen Schulden über einen weitaus günstigeren Wechselkurs zurückbezahlen und streichen kräftige Währungsgewinne ein. Übrig bleibt dann ein Land mit hoher Auslandsverschuldung, welche zum Vielfachen des vorigen Wertes zurückbezahlt werden muß, weil die inländische Währung durch die Krise stark abgewertet wurde.
Die Ursachen für alle Währungskrisen der letzten Jahre waren in festen Wechselkursen zu suchen. Egal ob Crash des Europäischen Währungssystems, Mexiko-, Rußland-, Brasilien- oder Argentinienkrise – in jedem Fall führte der festgesetzte Wechselkurs zu einer schweren Krise.
Noch viel schlimmer jedoch als feste Wechselkurse ist die Etablierung einer Einheitswährung wie dem Euro. Dann sind überhaupt keine Währungsanpassungen mehr möglich und es baut sich Sprengstoff zwischen den Staaten auf.
Die fatale Einheitswährung „Euro“
Da sich nach Abschaffung der nationalen Zahlungsmittel in Europa die unterschiedliche Entwicklung der Staaten nicht mehr über Wechselkurse ausgleichen kann, bauen sich massive Spannungen auf. Dies wird bspw. anhand der extrem ausufernden Handelsbilanzdefizite z.B. von Spanien, Portugal oder Griechenland deutlich. Die Folgen sind klar: Europa wird als Ganzes immer weiter destabilisiert und der Euroverbund droht zu zerbrechen. Die Forderung italienischer Politiker aus dem Jahr 2005, aus dem Euro-Verbund wieder auszutreten, sollten die wirtschaftlichen Probleme andauern, war ein deutlicher Hinweis darauf, wie instabil die Einheitswährung ist.
Tritt erst einmal ein Land aus dem Euroverbund aus, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis diesem Schritt weitere Länder folgen und das Euro-System schließlich zerfällt.
Deutlich werden diese Spannungen auch anhand der Lohnstückkosten:
Die Lohnstückkosten sind ein Maß dafür, wieviel Lohn in einer Volkswirtschaft investiert werden muß, um Güter zu produzieren. Wenn also ein Land im Vergleich zu einem anderen steigende Lohnstückkosten aufzuweisen hat, dann bedeutet das, daß es wirtschaftlich zurückbleibt. Für den Kapitalinvestor ist solch ein Land weniger attraktiv, da die zu erwartenden Gewinne im Vergleich zu den Lohnkosten geringer sein werden, als in einem Staat mit nur geringer Lohnstückkostensteigerung.
Man unterscheidet hier zwischen sogenannten nominalen Lohnstückkosten, also den Beträgen, welche in der jeweiligen Inlandswährung ausgedrückt werden und sogenannten realen Lohnstückkosten, also der Betrag, ausgedrückt in einer Auslandswährung unter Berücksichtigung des Wechselkurses.
Um die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung verschiedener Staaten darzustellen muß man sich die nominalen Lohnstückkosten ansehen, also den Wechselkurseinfluß außer acht lassen. Interessant ist hier die Entwicklung in Europa:
Abb.3 : Nominale Lohnstückkosten ohne Berücksichtigung des Wechselkurses
Wie aus Abb. 3 ersichtlich wird, entwickeln sich die nominalen Lohnstückkosten innerhalb Europas sehr stark auseinander. Während die von Deutschland relativ konstant war, konnte für Frankreich ein starker Anstieg zwischen Mitte der siebziger und Mitte der achtziger Jahre festgestellt werden. Noch extremer sieht es für wirtschaftlich schwache Länder wie Spanien und Italien aus: Hier hält der Anstieg der nominalen Lohnstückkosten bis in unsere Zeit unvermindert an. Daran wird die sehr stark auseinanderlaufende Entwicklung in Europa deutlich. Früher konnten die schwachen Staaten noch durch eine Währungsabwertung ihre Wirtschaft stabilisieren, mit dem Euro baut sich nun zunehmend Sprengstoff auf.
Eine andere Ursache der Instabilitäten war die Bindung der Währung an einen Goldstandard, der auch heute wieder zunehmend gefordert wird.:
Anbindung des Geldes an einen Goldstandard und damit verbundene Deflationskrisen
Wird die Geldmenge an das Vorhandensein von Gold gekoppelt, dann bedeutet dies, daß eine dynamische Wirtschaft an einen statischen Bestand an Edelmetallen gefesselt wird. Wächst eine Wirtschaft, ist damit automatisch eine größere Geldmenge notwendig, um dem gestiegenen Handelsvolumen gerecht zu werden.
Wächst ein Kind (Wirtschaft), dann muß sich auch die im Körper befindliche Blutmenge (Geld) vergrößern, um den Körper (Wirtschaft) weiter ausreichend versorgen zu können. Kann jedoch die Blutmenge (bzw. Geldmenge) nicht zunehmen, kommt es zu Krankheit (Krisen) und Tod.
Weil jedoch die Goldmenge auf der Welt stark begrenzt ist, ist in einem Goldstandard die Wirtschaftsentwicklung einseitig eingeschränkt. Da sich die Wirtschaft – vor allem heute durch den technischen Fortschritt .- sehr dynamisch entwickelt, wird sie durch fehlende Geldmittel sehr schnell abgewürgt. Seit dem 19. Jhd. Gab es bei uns dreimal einen Goldstandard und jedesmal hat er zu Krisen und Kriegen geführt:
– Erster Goldstandard von 1873: Führte zu vielen Krisen u.a. zur schweren Deflationskrise von 1911/12 und in der Folge zum Ersten Weltkrieg.
– Zweiter Goldstandard von 1924: Führte dazu, daß die ganze Welt in die Große Weltwirtschaftskrise hineingezogen wurde. Erst eine Aufgabe des Goldstandards ermöglichte eine Erholung der Wirtschaft.
– Dritter Goldstandard im „Bretton Woods System“ von 1944: Der Dollar wurde goldgedeckt und alle anderen Währungen an den Dollar angebunden. Schon zu Beginn des System gab es schwere Krisen (bspw. verlor England allein 1947 in 6 Wochen 2/3 seiner Devisenreserven beim Versuch, dem Gold-Devisenstandard beizutreten). Bretton Woods scheitert endgültig 1973, als die schnell wachsende Nachkriegswirtschaft nicht mehr mit Gold zu finanzieren war.
Doch eine Goldwährung bringt noch weitere Nachteile mit sich: Goldgeld brachte immer Armut
Die Geschichte lehrt: Eine Goldwährung und der Goldstandard lösen keine Probleme, sondern schaffen diese erst. Die Probleme beginnen damit, daß die meisten Länder überhaupt kein Gold besitzen und für die Einführung einer Goldwährung sich Gold von den wenigen großen Goldbesitzern der Welt zu deren Bedingungen und entsprechend hohen Zinsen leihen müßten. Die Deutsche Bundesbank wies darauf hin, daß gerade die Phasen des Goldstandards im 19. Jahrhundert ständige Deflationen verursachten. So war beispielsweise das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts fast ganz deflationär, was mit dem Goldstandard und der fehlenden Geldanpassung an die gestiegene Bevölkerung und höhere Produktivität begründet wird.
Goldgeld verhindert den Währungspuffer zwischen den Staaten
Wenn alle Länder „am Gold hängen“, dann ist keine angepaßte Währungspolitik mehr möglich, weil die Wechselkurspuffer fehlen. Die schwächeren Länder bluten dabei regelrecht aus. Flexible Wechselkurse kompensieren die unterschiedlichen Entwicklungen zwischen Ländern. Fehlen diese Wechselkurspuffer, etwa weil verschiedene Länder eine einheitliche Währung haben, dann kommt es automatisch zu Spannungen. Die Resultate lassen sich anhand der Finanzkrisen der letzten Jahre studieren: Die Krisen in Asien, Rußland oder Argentinien begannen wegen fehlender Wechselkurspuffer. Unterschiedliche Länder brauchen unterschiedliche angepaßte Währungen. Gold bringt daher ein bisher vermeidbares Problem in die Währung. Und: Die wohl größte Aufgabe unserer Zeit, nämlich das Geld vom Zins zu erlösen, wird mit Gold unmöglich.
Goldgeld ist immer Zinsgeld
Durch Zinsgeld werden Schulden exponentiell solange vermehrt, bis sie nicht mehr bezahlt werden können. Am Ende müssen Schulden gemacht werden, nur um die Zinsen zahlen zu können. Wer erkannt hat, daß der Zins mit mathematischer Sicherheit in den Abgrund führt, muß auch einsehen, daß gerade Gold keine Lösung des Problems ist. Denn Gold läßt sich beliebig lange horten, und niemand wird es ohne eine „Belohnung“, also zinsfrei verleihen. Goldgeld ist das schlimmste Zinsgeld! Im Gegensatz dazu läßt Papiergeld sich so gestalten, daß es freiwillig auch zinsfrei weitergegeben werden kann und damit stabil ist. Auch für die Gesamtwirtschaft ist Goldgeld damit alles andere als vorteilhaft.
Angesichts dieser drei Fehler im Geldsystem, die sich immer wieder in der Geschichte wiederholen stellt sich die Frage, was uns in Zukunft erwartet.
Wann kommt die nächste Währungsreform
Vergegenwärtigt man sich noch einmal die drei grundlegenden Fehler in unserer Währungsgeschichte wie Zinssystem, Goldanbindung und feste Wechselkurse, dann wird deutlich, daß wir heute zwei dieser Fehlentscheidungen vorliegen haben und die Dritte davon (Goldanbindung) bereits wieder diskutiert und hoffähig wird.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Das heißt, daß zwangsläufig wieder ein Crash kommen wird. Die Überschuldung durch das Zinssystem erzwingt einen Bankrott des ganzen Systems. Feste Wechselkurse verschärfen dabei die Situation, weil sich zusätzlich Ungleichgewichte (z.B. Handelsbilanzdefizite) aufbauen und keine korrigierenden Wechselkurspuffer die Lage entschärfen könnten. Besonders fatal ist es dabei für Europa mit seiner Euro-Einheitswährung, welche überhaupt erst durch eine Währungsreform wieder rückgängig gemacht werden kann.
Die Gefahr besteht, daß nach dem nächsten Crash wieder eine Goldwährung eingeführt wird, welche – wie die vorausgegangenen drei Goldstandarde auch – sehr schnell in Bedrängnis kommen wird. Dies gilt in erster Linie für unsere heute sehr schnell sich entwickelnde, dynamische Wirtschaft: Wird da nicht die Geldmenge der Wirtschaftsleistung angepaßt – was bei einer begrenzten Goldmenge unmöglich ist – dann wird sehr schnell die Wirtschaft abgewürgt und es entsteht eine Deflation.
Dabei verknüpft die Goldwährung sogar alle drei Fehler im Geldsystem: Die Unflexibilität einer Goldwährung, mit dem Zinssystem (Goldgeld ist immer Zinsgeld) und festen Wechselkursen (wenn die ganze Welt am Gold hängt, gibt es keine unabhängigen Währungen mehr).
Es ist also mit einem massiven Crash zu rechnen: Zuerst Zerfall der heutigen Zins-Papierwährung, dann wenige Jahre später möglicherweise nochmals der Zerfall der als scheinbaren „Lösung“ eingeführten Goldwährung.
Viele Menschen meinen heute, daß eine Währungsreform aus „heiterem Himmel“ als Hyperinflation kommen würde. Dies war vielleicht 1923 so, als Folge der hohen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg.
Nur ist bei der heutigen Lage mit einem etwas komplexeren Verlauf zu rechnen.
Deflation, Inflation, Währungsreform
Was in der heutigen Lage zu erwarten ist, ist etwas ganz anderes als 1923 geschah. Wir haben heute keinen erst kürzlich verlorenen Krieg, der uns plötzlich unbezahlbare Reparationsforderungen abverlangen würde, welche den Staat dazu zwingen würde, durch eine Inflation immer mehr Geld den Bürgern abzupressen. Der Verlauf der kommenden Währungsreform wird eher der von 1948 ähneln, als der von 1923. Erinnern wir uns, der Ablauf zum Währungsschnitt 1948 erfolgte folgendermaßen:
In den 20 er Jahren erfolgte weltweit ein Wirtschaftsboom, vor allem die Aktien stiegen immer weiter. Das alles war mit einer schnellen Überschuldung verbunden. Im Jahr 1929 kam es dann zuerst in den USA, dann weltweit zum Crash – die Wirtschaft brach regelrecht zusammen. Es kam zu einer großen Deflation. Erst durch die einsetzende Rüstungsindustrie und den darauffolgenden Weltkrieg konnte die Wirtschaft (insbesondere in den USA) wieder zum Laufen gebracht werden. Dieser Krieg mit seinen immensen Kosten konnte jedoch von allen Seiten nur über hohe Schulden und eine verdeckte Inflation bezahlt werden. Verdeckte Inflation deshalb, weil offiziell die Preise zwar festgesetzt waren, jedoch in Wirklichkeit wegen der Warenknappheit nur auf dem Schwarzmarkt real etwas erworben werden konnte. Dort waren die Preise dann um ein Vielfaches höher, als die offiziell festgesetzten Werte. Durch den verlorenen Weltkrieg wurde dann nach dem Krieg in Deutschland schnell klar, wie wertlos die Währung eigentlich war – niemand war mehr bereit, für die offensichtlich wertlose Währung Ware zu liefern, das Geld verlor die Akzeptanz in der Bevölkerung. Erst durch die Währungsreform konnte die Wirtschaft wieder zum Laufen gebracht werden.
Seither hat sich unsere Wirtschaftsleistung massiv gesteigert. Noch nie in der Geschichte wurde durch den technischen Fortschritt soviel Realkapital in solch einer relativ langen Friedenszeit (fast 60 Jahre seit der Währungsreform!) aufgebaut. Vergessen wurde jedoch, daß dies alles über Schulden finanziert wurde. Wir haben also heute eine gewaltige Überschuldung und durch die lange Produktion von Realgütern einen gesättigten Markt. Die Situation ist also ähnlich der Ende der 20er Jahre – nur noch dramatischer, da viel mehr Realkapital erschaffen wurde und der Markt damit noch gesättigter ist. So einen Waren- und Schuldenüberhang kann keine Inflation ohne vorhergehende Deflation so ohne weiteres auflösen
Es ist also viel wahrscheinlicher, daß vor einer Währungsreform erst noch eine Deflationskrise wie in den 30er Jahren einsetzt.
Die kommende Deflationskrise
Von einer Deflation spricht man, wenn die Einkommen der breiten Masse sinken und daraufhin aufgrund der zurückgehenden Kaufkraft die Umsätze der Unternehmen zurückgehen. Daraus entwickelt sich ein ruinöser Wettbewerb, der die einzelen Betriebe langfristig zu einem sinkenden Preisniveau zwingt.
Ein Grund für eine Deflation liegt in der Psychologie des Menschen: Sobald Unsicherheiten aufkommen, zieht jeder seine Investitionen schnell zurück und wartet ab.
Das Fatale ist, dass sich niemand vorstellen kann, wie die Preise plötzlich ins Rutschen kommen könnten. Die meisten Menschen meinen, daß Crash automatisch Inflation bedeutet. Doch was machen Sie, wenn plötzlich Banken schließen? Geben Sie dann schnell alles Geld aus, weil Sie eine Inflation befürchten? Oder sparen Sie und kaufen nur noch das Nötigste, aus Angst vor dem Ungewissen? Sie werden Letzteres machen und nicht nur Sie, sondern Millionen Menschen genauso. Sobald Unsicherheit da ist, verschieben die Leute alle nicht unbedingt nötigen Käufe in die Zukunft. Dann kommen die Unternehmen unter Druck, weil sie nichts mehr verkaufen können und sind zu Preissenkungen gezwungen – eine Deflation entwickelt sich. Erkennen sollten Sie aber: Jeder Crash, jeder plötzliche, unerwartete Schock führt niemals zu einer Inflation, sondern immer zu einer Deflation.
Dabei muß es gar nicht einmal zu einem plötzlichen Desaster kommen: Schon der eher schleichende Kursrückgang an den Börsen seit dem Jahr 2000 hat die Haushalte um so viel Kapital erleichtert, daß sie ihre Ausgaben reduzieren. Es stammt vor allem von Kleinanlegern, die es nun nicht mehr für Konsumgüter oder Urlaubsreisen ausgeben können. So gab die Deutsche Bundesbank bekannt, daß erstmals seit 50 Jahren wegen der Kursrückgänge an den Börsen im Jahr 2002 das private Geldvermögen gesunken sei.
Was machen Sie, wenn Sie denken, daß Ihre Aktien an der Börse immer weiter steigen? Dann geben Sie großzügig Ihr Geld aus, weil Sie denken, daß Ihre zukünftigen Ausgaben ja durch noch höhere Börsenkurse gedeckt werden. Umgekehrt: Was tun Sie, wenn Ihre Aktien plötzlich stark an Wert verlieren? Dann geben Sie immer weniger aus, weil Sie befürchten, daß Ihr Aktienbestand noch weiter zusammenschmelzen könnte und sie dann unter Umständen später zu wenig Geld haben. Das ist der Grund dafür, warum allein durch die Verluste an den Börsen seit dem Jahr 2000 schon eine deflationäre Tendenz eingeläutet wurde.
Ein weiterer Grund für die Deflation sind die fallenden Einkommen und Löhne für die meisten Menschen. Je weniger jedoch die Leute finanzielle Mittel übrig haben, um so weniger können sie auf dem Markt kaufen. Dies bewirkt eine deflationäre Abwärtsspirale:
Sinkende Löhne führen zu zurückgehenden Umsätzen bei den Unternehmen. Deshalb müssen die Firmen, um ihre Kredite bezahlen zu können, die Ausgaben senken, was sich in Entlassungen äußert. Je mehr Arbeitslose nun auf der Straße stehen, um so mehr sinkt die Massenkaufkraft. Ein Teufelskreislauf, der direkt in eine Deflations-Krise wie 1930 hineinführt.
Höhere Preise und Steuererhöhungen, bspw. für Energie und Öl, führen nicht etwa zu einer Inflation, sondern verstärken die deflationären Effekte noch zusätzlich: Wenn staatliche und Monopolpreise steigen, dann sinkt wieder die Kaufkraft der Menschen. Diese müssen dann in anderen Bereichen sparen, was die Unternehmen weiter unter Druck bringt. Erhöht bspw. der Staat die Mehrwertsteuer, dann müssen die Haushalte mehr Geld dafür ausgeben. Da jedoch das Einkommen begrenzt ist, muß in anderen, bisher finanzierbaren Bereichen gespart werden. Das alles hat für die Wirtschaft als Ganzes einen deflationären Effekt zur Folge.
Dazu kommt noch das niedrige Zinsniveau heute als deutlicher Deflationsindikator: Sinkende Zinsen bedeuten immer eine deflationäre Entwicklung und deuten auf eine zurückgehende Kreditaufnahme hin. Was jedoch wenig beachtet wird: Keine Bank wird heute billige Kredite vergeben, wenn eine Inflation befürchtet wird. Vielmehr ist es so: Wenn eine Inflation droht, werden die Kreditzinsen automatisch um diesen Prozentsatz erhöht. Unsere Zinsentwicklung jedoch zeigt deutlich die heutigen deflationären Tendenzen (Abb. 4).
Abb. 4: Parallelität von Zins (hier Umlaufrendite) und Inflation in Deutschland
Aus diesen Gründen ist es viel wahrscheinlicher, daß wir zunächst in eine Deflationskrise geraten, bevor dann als finales Ende die Inflation (meist verbunden mit einer kriegerischen Zeit) und die Währungszerrüttung einsetzen wird. Heute ist durchaus mit einem ähnlichen Verlauf wie in den dreißiger Jahren zu rechnen. Nicht zu vergessen ist, daß die Risikofaktoren für eine kommende Krise ungleich größer sind als vor 80 Jahren. Die Abfolge für eine Währungskatastrophe heißt also:
Aufbau – Überschuldung, Währungsfestbindung – Krise – Deflation – Krieg – Hyperinflation – Währungsschnitt.
Die Geschichte zeigt ganz deutlich, daß der grundsätzliche Verlauf der Wirtschaftszyklen immer gleich ist. Es ist klug, eine Krise bis zur neuen Währungsreform in die eigenen Überlegungen einzubeziehen. Vermeiden Sie deshalb auch Schulden aller Art und streuen ihr Vermögen auf verschiedene Währungen und einen Teil auch in Edelmetalle.