Das Aufschwungsmärchen

10. November 2010

Heute bemühen sich die Politiker uns einzureden, daß ein baldiger „Aufschwung“ alle unsere Finanzprobleme lösen werde. Doch stellt sich hier die Frage, ob so ein „Aufschwung“ in unserem fortgeschrittenen Systemablauf überhaupt möglich ist?

Die Problematik die sich in unserem System heute stellt ist, daß je mehr Zeit vergeht, um so mehr Geld für den rasch expandierenden Schuldendienst abgezweigt werden muß. Schulden wachsen in unserem Zinssystem rein mathematisch exponentiell, während die reale Wirtschaftsleistung gerade linear zunehmen kann (Abb. 1)

Abb. 1: Modellrechnung zur explodierenden Zinslast, welche zunehmend die reale Wirtschaftsleistung auffrißt

Viele sehen heute im Export die „Lösung“ unserer Probleme.

Explodierender Außenhandel und kommender Crash

Wie fast täglich den Medien zu entnehmen ist, steigen unsere Außenhandelsaktivitäten von Jahr zu Jahr – es werden immer wieder neue Außenhandelsrekorde verzeichnet. Schaut man sich die Entwicklung dazu an erkennt man dass sowohl Exporte als auch Importe exponentiell nach oben schießen (Abb. 1):

Abb. 2: Exponentiell ansteigende Importe und Exporte von Deutschland

Wer sich mit der Interpretation von solchen explodierenden Entwicklungen beschäftigt hat, dem ist klar, daß das so nicht auf ewig weitergehen kann. In einer natürlich begrenzten Welt kann es nichts geben was immer schneller wächst, ohne daß es am Ende an sich selber zugrunde gehen würde. Nur krankhafte Vorgänge – wie bspw. der Tumor – wachsen mit zunehmender Geschwindigkeit, bis sie am Ende selber zugrunde gehen.

Auch der Welthandel unterliegt diese Gesetzmäßigkeiten, da sowohl dafür notwendige Rohstoffe als auch Energieträger nur begrenzt vorhanden sind.

Globalisierung nichts neues

Die historische Entwicklung beweist ebenfalls, daß man diese Gesetzmäßigkeit auch auf solche wirtschaftlichen Entwicklungen anwenden kann: In Abb. 2 wird dargestellt, daß es vergleichbare Entwicklungen eines explodierenden Außenhandels schon vor dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat.

Abb. 3: Handelsaktivitäten Deutschlands in der Geschichte

Insofern ist das heute als „Globalisierung“ bezeichnete Phänomen gar nichts neues und schon mehrfach – unter anderem Namen – in der Geschichte so abgelaufen. Und was daraus noch folgt: Ein steigendes Welthandelsvolumen hat immer wieder zum Krieg geführt, bzw. wurde durch diesen beendet.

Um das zu verstehen ist es nötig sich einmal den Sinn einer Volkswirtschaft anzusehen.

Sinn der Volkswirtschaft

Wie der Begriff „Volkswirtschaft“ schon sagt, geht es dabei um eine Wirtschaftsform die dazu dient ein Volk, also einen begrenzten Raum zu versorgen. Es geht dabei also nicht um den Welthandel, sondern nur um die bestmögliche Versorgung eines Landes.

So hat mit Recht der Wirtschaftswissenschaftler John Mayard Keynes gesagt:

„Ich stehe denen viel näher, die wirtschaftliche Verflechtungen zwischen den Nationen minimieren statt maximieren wollen. Ideen, Wissen, Kunst, Gastfreundschaft, Reisen – diese Dinge sollten von ihrer Natur her international sein. Aber die Güter sollten einheimisch sein, wann immer dies vernünftig und möglich ist. Und vor allem sollte das Finanzwesen primär national sein.“

Heute wird von der Volkswirtschaftslehre dargestellt, daß der Sinn einer Wirtschaftsform nur der Außenhandel wäre. Alles wird so getrimmt, daß die Außenwirtschaft optimal florieren kann. Dazu gehört auch, daß die Löhne möglichst niedrig sein sollen, um „mit dem Ausland konkurrieren zu können“ wie es offiziell heißt.

Doch besteht nicht der eigentliche Zweck einer Volkswirtschaft ausschließlich darin den Eigenbedarf der Bevölkerung zu decken?

Worum geht es denn letztlich – darum daß die Einwohner über autreicend materiele Güter im Binnenmarkt verfügen oder darum daß so viel wie möglich Geldmittel bei exportierenden Konzernen angesammelt werden?

Wenn man es richtig betrachtet, dann geht es heute gar nicht mehr um eine wirkliche Versorgung eines Landes, sondern nur noch darum, die Staaten gegeneinander auszuspielen, indem das Lohnnivau durch die „Globalisierung“ gedrückt wird.

Wenn also der Welthandel zum Großteil nur noch wächst, weil Produkte statt im Inland, wo sie benötigt werden, zu produzieren im Ausland gefertigt werden, um Löhne zu drücken, dann ist das volkswirtschaftlich kontrproduktiv. Daß der explodierende Außenhandel der breiten Masse nichts nutzt, das beweist die Massenkaufkraft die seit Jahren sinkt, obwohl Produktivität und Außenhandel drastisch zunehmen.

Zum steigenden Außenhandel kommt noch ein weiteres dami verbundenes Problem: Die weltweiten Au0enhandelsungleichgewichte.

Krieg und Handelsbilanzungleichwichte

Weil bei uns die Exportrate deutlich höher als die Importrate ist ergibt sich ein Außenhandelsüberschuß der etwa 5% des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Das bedeutet, daß wir für etwa 150 Mrd. Euro mehr Waren ausführen als wir importieren. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluß, daß andere Länder entsprechend Waren in diesem Wert mehr importieren als exportieren. Damit verbunden ist eine immer stärkere Verschuldung dieser Volkswirtschaften.

Das was man also meint bei uns durch einen Exportüberschuß gutmachen zu können, wird im Ausland als zusätzliches Schuldenloch geschaffen – an der Gesamtproblematik ändert sich rein gar nichts.

Schlußfolgerungen

Als Ergebnis bleibt festzuhalten, daß ein nachhaltiger Aufschwung beim heutigen Schuldenniveau unmöglich ist – die extrem steigenden Zinslasten strangulieren jede weitere wirtschaftliche Entwicklung. Ebenso weiß der exponentiell wachsende Außenhandel darauf hin, daß sich das System bereits in der Endphase befindet.

Bricht dieser Außenhandel zusammen – und das ist er in der Geschichte immer – dann wird es uns als sehr exportlastige Nation doppelt treffen. Dann haben wir nicht nur einen Zusammenbruch unseres Zins-Schuldensystems, sondern auch noch zusätzlich ein problem mit unserem Außenhandel und es wird deutlich um welches „Aufschwungmärchen“ man uns heute aufbinden möchte.

Keine Kommentare möglich.